Hallo, mein Name ist Keks. So werde ich wohl immer heißen, mein ganzes Leben lang.
Ich wurde in der Nähe von Nürnberg geboren, in Velden an der Pegnitz, und hatte noch 5 Geschwister. Wir sind reinrassige Polnische Niederungshütehunde, kurz PON genannt. Ich wuchs in einer netten, großen Familie auf. Bei einem Menschen war ich ganz besonders gerne, der saß in einem Rollstuhl und hat sich immer ganz besonders gefreut, wenn ich auf seinem Schoß saß. Auch wenn es manchmal mächtig geschaukelt und gezuckt hat auf seinen Beinen, war es wunderschön für mich, seine Nähe zu spüren.
Aber eines Tages kam ein großer Mensch mit weißem Hemd in mein Zuhause und sah mich mit total verliebten Augen an.
Dann hörte ich, wie er mit seinem Frauchen telefonierte (ich glaube, sie war die Chefin). Er betonte dabei immerzu, wie süß und lieb ich doch sei und dass so ein kleiner Rüde (keine Ahnung was das ist) doch auch noch ins Haus passe.
Einige Wochen später, ich war schon acht Wochen alt, kam dann seine Chefin höchstpersönlich dazu. Sie zogen mir ein rotes Geschirr an, setzten mich in so eine stinkende Blechkiste und fuhren mit mir nach Ostfriesland. Dass ich von meiner Familie wegmusste, war schon schlimm genug. Ich hab deswegen, ehrlich gesagt, auch etwas geweint. Aber diese beiden Menschen waren wirklich sehr lieb zu mir. Sie haben immer gleich eine Pause gemacht, wenn meine Blase gedrückt hat oder wenn ich Durst hatte. Den Rest der Zeit habe ich auf dem Schoß der Chefin gekuschelt.
Nach einigen Stunden Fahrt kamen wir in Ostfriesland an. Ich merkte schon, wie mein Frauchen immer nervöser wurde. Sie sprach aufgeregt mit dem Chef darüber, was denn wohl die anderen vier PONs zu meinem Einzug sagen würden. Der war aber ganz cool und meinte nur, sie solle ihren Hunden vertrauen. Er sagte, die wären schließlich ganz toll, auch zu kleinen Rüden wie mir.
Na gut, ich hoffte das Beste.
Das Kennenlernen mit den anderen Hunden war sehr spannend. Mein Frauchen hatte sich vorher bei verschiedenen Hundetrainern über die Zusammenführung erkundigt und wollte es perfekt machen – aber am Ende kam alles ganz anders:
Ich durfte zunächst allein in den Garten und ganz in Ruhe alles beschnüffeln. Erst als ich entspannt war, kam der erste Hund dazu, Frida. Sie beschnüffelte mich neugierig (ich fand schon, dass sie etwas aufdringlich war – typisch!), aber dann forderte sie mich auf, den Rest des Gartens gemeinsam mit ihr zu erkunden. Daraufhin kam Kimi dazu, auch sie war total neugierig, aber entspannt. Schließlich kam Mia und zum Schluss Otto. Bei Otto hatte Frauchen die meisten Sorgen, weil er zwar kastriert, aber außerhalb des Grundstücks ziemlich ungehalten anderen Hunden gegenüber ist. Aber für mich war das kein Problem. Der Otto ist cool… rau, aber herzlich. Frauchen meinte, ich hätte ihn verzaubert.
Diese ersten Tage waren unglaublich spannend. Jeden Tag habe ich in meinem neuen Zuhause aufregende Entdeckungen gemacht, und meine neuen vierbeinigen Freunde waren so lieb zu mir, dass ich mein altes Heim ganz schnell vergessen hatte. Aber diese Entdeckungstouren machen unheimlich müde. Sooooo müüüüüde.
Auch meine neuen Menschen waren total lieb zu mir.
Als es um die Wahl meines Schlafplatzes in der ersten Nacht ging, versprühte ich meinen ganzen Charme – und tatsächlich, in einem von der Chefin unbeobachteten Moment hob mich der Chef ganz fix zu sich ins Bett. Das war gemütlich! Ich sag euch, nichts geht über so einen kuscheligen Schlafplatz. Hier kriegt mich keiner mehr weg! (Das befürchtet die Chefin übrigens auch.)
So ein kleiner Nachzügler zu sein, kann auch Vorteile bringen. Das dachte ich jedenfalls. Aber die Chefin achtete strikt darauf, dass ich mich immer hinten anstellte. Das musste ich wirklich bei allem: beim Kuscheln, beim Anleinen und sogar beim Spielen. Das gefällt mir hier nicht so gut, aber der Chef ist die meiste Zeit nicht daheim und so hat die Chefin das Sagen – und die zieht das sehr konsequent durch. Ganz gleich, wie ich sie anschaue und wie viel Liebe ich in meinen Blick lege, sie lässt sich nicht erweichen.
Aber ich kann auch schon etwas, was die Großen machen. Ich kann tatsächlich warten. Zum Beispiel vor meinem Futternapf – bis die Chefin sagt, dass ich zulangen darf. Vom ersten Tag an hat sie das konsequent mit mir geübt. Sie meint, das muss sein. Zum einen braucht sie das für die Prüfung später und zum anderen soll es wohl ruhig und gesittet zugehen, wenn so viele Hunde fressen. Sonst gibt es womöglich Keilereien. Immer wenn ich an meinen lecker duftenden Napf wollte, hat sie ihre Hand davor geschoben. War ich zu stürmisch, schob sie mich mit einer Hand an meiner Brust ein Stück zurück, ganz ruhig. Diese Ruhe hat mir gut getan. Ich war eh schon total aufgeregt. Ich hatte ja auch Hunger, da wärt ihr wahrscheinlich auch aufgeregt, oder?
Jedenfalls sitze ich jetzt, mit immerhin schon 14 Wochen, ganz ruhig vor meinem Napf und wenn ich die Chefin anschaue, ganz ruhig, dann darf ich fressen. Gut, oder?
Nach ungefähr zehn Tagen in meinem neuen Heim meinte dann die Chefin, es wäre an der Zeit ihren (nicht meinen!!!) besten Freund, den Tierarzt, kennenzulernen. Mir war da noch irgendwas in Erinnerung von meinem alten Zuhause, und das war nicht nett. Der hatte mir nämlich so einen Chip implantiert. Hallo… wer hat ihn bestellt?? Ich nicht!!! Aber es half nix und es kam, wie es kommen musste, ich wurde damals gechipt.
Nicht, dass der Neue das auch machen will! Nein, es kam anders, als ich dachte. Die Chefin und ich sind mit dem Auto in die Praxis gefahren. Das Autofahren kannte ich ja nun schon von meinem Umzug her. Dort wartete eine ganz liebe Dame auf mich und knutschte und kuschelte mich. Dann hob mich Frauchen auf den Behandlungstisch und dort saß ich nun.
Langweilig war das! Die Menschen erzählten und erzählten, und ab und an traf mich ein Blick mit Herzchen in den Augen und dann war es auch schon wieder vorbei. Ich durfte runter vom Tisch und das Beste war, dass ich super köstliche Kekse bekam, fürs Nix tun. Gut, oder?
Hier fahre ich wieder mit hin, kein Problem!
Auch in eine Hundeschule hat mich Frauchen geschleppt. Ich dachte, dass man erst mit sieben Jahren in die Schule kommt und nicht schon mit neun Wochen. Aber es wird einem nichts geschenkt im Hundeleben. Ich musste da hin, mit Chef und Chefin.
h Gott! Da waren ja noch andere Vierbeiner! Ich glaube, die waren nicht von hier, denn die sahen alle ganz anders aus. Aber trotzdem ähnelten sie mir doch alle irgendwie. Nach anfänglicher Zurückhaltung verstanden wir uns dann aber alle gut miteinander, denn obwohl sie anders aussahen, sprachen sie doch alle meine Sprache. Und weil wir so gute Kumpels wurden, wurde erstmal richtig ausgiebig gespielt. Wenn wir zu doll spielten, unterbrachen uns die Menschen, weil sie meinten, wir müssten lernen, lieb miteinander umzugehen, sonst werden wir wohl Rüpel. (Ich habe wieder mal keine Ahnung, was Rüpel sind.)
Och, das war alles so aufregend!
Und was ich danach noch so alles erlebt habe, berichte ich euch beim nächsten Mal.
Liebe Grüße, Euer Keksi