Moin, mitnanner
Mein Frauchen sagt immer, ich sollte in meiner Jugend ganz viele Erfahrungen auf allen möglichen Gebieten machen. Dazu gehörte wahrscheinlich auch, dass ich mit ihr und meiner besten Freundin Frida, eines Tages nach Frankfurt am Main fahren musste. Das war eine Aufregung sag ich euch…..doch von vorne:
Ich hörte, wie sie an einem Abend mit ihrer Freundin Regina aus Frankfurt telefonierte und Nachrichten hin und her geschickt wurden mit Bildern von Frida. Die ist ein ausgebildeter Therapiebegleithund und noch dazu eine sehr flotte PON Dame ….. Anscheinend waren andere wohl auch der Meinung. Denn später hörte ich wie Frauchen mit Herrchen sprach und die Entscheidung fiel, dass ich Frida in einen Zirkus in Frankfurt am Main begleiten sollte. Der Zirkus heisst „ Cirque de Soleil“ und ist der größte Artistenzirkus der Welt. Mir mangelt es nicht an Selbstbewusstsein und genügend Selbstwertgefühl hab ich auch aber mir leuchtet nicht ein was ein Azubi zum Therapiebegleithund, in einem Zirkus zu suchen hat…….
Sollte ich dort etwa auftreten oder was dachte sich Frauchen dabei? Nein, ganz was anderes wartete dort auf mich.
Frida hatte tatsächlich einen echten therapeutischen Auftrag (im weitesten Sinne) und ich sollte in diesem Einsatz von ihr lernen.
Die Artisten des Cirque sind das ganze Jahr unterwegs und haben jede Woche viele Auftritte. Auch den besten Artisten tun irgendwann die Knochen weh und sie haben Heimweh zu ihren Familien, die auf der ganzen Welt verteilt sind. Oft mussten sie ihre geliebten Haustiere daheim, zurücklassen und vermissten sie sehr. Die Artisten müssen bei ihren oft waghalsigen Kunststücken hoch konzentriert sein. Eine kleine Unachtsamkeit kann ihnen unter Umständen schon das Leben kosten. Deswegen müssen die Artisten auch psychisch sehr stabil und ausgeglichen sein. Und hier kommen Frida und ich ins Spiel. Die Manager des Cirque haben die Wirksamkeit von Therapiebegleithunden bei ihren Tourneen schon öfter erleben können und wollten für Frankfurt wieder ein Therapiebegleithundeteam für die Artisten einsetzen. Therapiehunde haben in der Regel kaum ein Problem, wenn es etwas lauter werden sollte oder wenn die Menschen sich verkleiden würden. Mein Frauchen sagte, diese Herausforderung, wäre aber ein ganz neuer, interessanter Ansatz für den Einsatz von Therapiebegleithunden und hat Frida und mich für diesen Job aus ihrem Rudel ausgesucht. Frida ist immer gerne „mittendrin“ und sie kann so schnell nichts erschüttern und ich sollte mir alles genau von ihr abschauen. Kimi mag es nicht so gerne, wenn es zu laut wird und ist deswegen lieber beim Herrchen und Otto geblieben, daheim.
Dann kam der Tag, an dem diese neue Aufgabe für uns beginnen sollte. Zum Glück war schönes Wetter und regnete nicht und so konnten wir vor dem Einsatz noch ausgiebig mit Frauchen spazieren gehen. Als wir dann an der Frankfurter Festhalle ankamen, nahmen wir unsere VIP Ausweise entgegen und durften die Halle durch einen speziellen Eingang betreten.
Stockfinster war es da drin und laut….sehr laut. Frida machte das aber nichts aus und marschierte sofort direkt die Treppe zu den Artisten Räumen hinunter…..ich hinterher…..und dort wurden wir beide sofort von allen Menschen, die dort unten arbeiteten (und das waren wirklich viele) freudig begrüßt. Ganz ehrlich…..ich mag ja kuscheln sehr…schon immer. aber das war der Himmel…..alle haben sich zu uns runter gesetzt und mit uns geschmust. Das war unglaublich. Dann wurde uns unser „Büro“ gezeigt, an der Tür standen wirklich unsere Namen. Frauchen hat dann unsere Decke hingelegt, Spielzeug herausgeholt und den Wassernapf bereitgestellt. Und dann konnte es losgehen…… 1,5 Stunde an 3 Tagen, durften wir exklusiven „ Cirque Besuch“ empfangen. Und alle kamen….Techniker, Sicherheitsleute, die Verwaltung und die Artisten. Frida hat meistens mit den männlichen Besuchern Ball gespielt, die langen Flure rauf und runter und ich durfte kuscheln bis ich in den Armen der Besucher eingeschlafen bin. Da hat es mich auch nicht gestört, dass es zwischendurch mal ziemlich laut wurde. Abends hörte ich wie Frauchen erzählte, dass unsere Besucher ein schönes Strahlen in ihren Augen gehabt hätten. Ich habe nix gesehen.
Wenn Frida und ich mal nicht so viel Besuch, hatten dann sind wir alleine losgezogen und haben uns die Büros angeschaut und die Menschen, die dort arbeiteten. Frauchen meinte immer, wenn sie uns suchen würde, hätte sie nur den „ cutie dog“ und „ahhh“ Ausrufen und dem lachen folgen müssen, um uns zu finden .
Ich fand es total spannend mit Frida so viele neue Sachen kennenzulernen. Das war ein richtiges Abenteuer. Und was ich dort gelernt habe? Zum Beispiel, dass alle Menschen, die Frauchen für mich aussucht, total lieb zu mir sind. Dass es überhaupt nichts Schlimmes ist, wenn die Bässe aus den Lautsprecherboxen etwas lauter sind und das auch Menschen die eigentlich aussehen wie Avatare, genauso lieb sind zu mir wie die Senioren im Altenheim oder die Kinder in den Schulen.
Dieses unglaubliche Abenteuer werde ich so schnell nicht vergessen und wer weiß…..vielleicht treffe ich meine Freunde vom Cirque de Soleil bald wieder .
Bit anner maal, euer Keks
Fotos von: Bärbel Hommel